Als Apple dieses Jahr iOS 17 ankündigte ging bei vielen Marketern ein Aufschrei um. Grund hierfür war vor allem die angekündigte “Link Tracking Protection (LTP)” mit der automatisch Tracking-Parameter aus URLs entfernt werden sollen. Das große Missverständnis lag vor allem darin begründet, dass viele Annahmen auch UTM-Parameter würden entfernt werden. Nach einer schnelle Überprüfung konnte ich aber Entwarnung geben (siehe LinkedIn: Apple beendet Performance Marketing?!” > Bullshit!).
Es stellte sich heraus, dass lediglich automatisch angefügte Click-IDs von bekannte Ad-Netzwerken entfernt werden, darunter z.B. gclid (Google), fbclid (Meta), mc_eid (Mailchimg) u.a. – etwas was man bereits von einigen Desktop-Browsern (z.B. Brave) und Browser-Plugins kannte (z.B. Ghostery).
Dieser Beitrag soll sich aber gar nicht um LTP an sich drehen – wer hierzu mehr Infos benötigt, kann sich gerne den Artikel “Link Tracking and iOS 17: What marketers need to know” durchlesen.
Viel interessanter ist ein Seiteneffekt der durch LTP entstanden ist – man kann nun (mit einem Trick) feststellen, wer einen im Private-Modus besucht!
Wer nutzt bitte schön den Privat-Modus?
Genau das war die Frage die ich mir 2020 in meinem Beitrag “Killt der Private-Modus die Cookies (3/7)” stellte. Damals konnte man nicht messen wie viele den Privat-Modus nutzen – meine damalige vorsichtige Hochrechnung ergab eine Rate von 8%.
Da LTP neben Mail und Message auch und auch nur im Safari Private-Modus aktiviert ist, entsteht eine (temporäre?) konzeptionelle Lücke die man nutzen kann um den Private-Modus-Anteil zu messen.
Der Schlüssel: “ValueTrack”-Parameter
Im Grunde ist das Ganze sehr einfach. Die Click-Id Parameter werden bei den meisten Ad-Netzwerken automatisch angefügt – dies ist vermutlich auch der Grund weshalb Apple diese automatisch entfernt. In einigen Ad-Netzwerken, darunter z.B. Google und Bing, kann man jedoch die Click-Id auch per Variable an einen eigenen Query-Parameter binden, beispielsweise bei Google mit {gclid}, also “&myClickId={gclid}” (siehe “Set up tracking with ValueTrack parameters“). In der Folge, wird die Click-Id im normalen Modus also 2x angefügt, einmal als “&gclid=XYZ” und einmal als “&myClickId=XYZ”.
Da Apple nur eine sehr einfache Regel nutzt um die Click-Ids zu entfernen wird, sobald LTP greift, nur die gclid entfernt. Der individuell festgelegte Click-Id-Parameter bleibt jedoch vorhanden. Dies kann man sich zu Nutze machen indem man prüft ob beide oder nur ein Parameter vorhanden sind. Ist nur “myClickId” vorhanden, wurde die gclid entfernt – sind beide da, wurde nichts entfernt.
Natürlich gibt es hier ein paar zusätzliche Bedingungen die erfüllt sein müssen, damit die Messung valide ist:
- Es funktioniert nur unter iOS 17 und Safari (andere Versionen dürfen in der Messung nicht berücksichtigt werden)
- Im gewählten Ad-Netzwerk (z.B. Google) muss Auto-Tagging aktiviert sein
- Alle Links im Ad-Netzwerk müssen mit dem individuellen Click-ID-Parameter erweitert werden.
Jetzt selbst testen
Wer es mal selbst testen möchte – ich habe einen kleinen Detector erstellt. Hier gibt es auch eine kleine FAQ warum es funktioniert und was Apple tun müsste um diese (kleine) Privacy-Lücke zu schließen.
Zum iOS Private Mode Detector >
Zahlen gefällig?
Meine kleine Messung auf unserer Seite www.everysize.com ergab übrigens eine Private-Modus Rate von ca. 12%! Das heißt, 12% der iOS-Nutzer die einem bei der Online-Attribution zusätzliche Probleme bereiten (siehe “Im Blindflug durch die Online-Attribution“).